Levermann Strategie

Die Strategie

Die Levermann-Strategie ist eine quantitative Investment-Strategie, die hilft unterbewertete Aktien zu finden, welche eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, sich in Zukunft positiv zu entwickeln.
Basierend auf 13 einfachen Kriterien wird ein Gesamt-Score berechnet, anhand dessen Aktien zum Kauf oder Verkauf empfohlen werden.
Die Levermann-Strategie wurde von der ehemaligen Fondsmanagerin Susan Levermann in ihrem Buch “Der entspannte Weg zum Reichtum” beschrieben.
Die Levermann-Strategie basiert auf der Annahme, dass der Markt nicht immer effizient ist und dass es möglich ist, unterbewertete oder überbewertete Aktien zu identifizieren. Die Strategie nutzt 13 Kriterien, die verschiedene Aspekte der Rentabilität, des Potenzials, der Attraktivität und des Trends einer Aktie messen. Für jedes Kriterium wird einer der folgenden Werte vergeben: +1 Punkt für ein positives Signal, 0 Punkte für ein neutrales Signal oder -1 Punkt für ein negatives Signal. Die Summe der Punkte ergibt den Levermann-Score für eine Aktie. Je höher der Score, desto attraktiver ist die Aktie nach dieser Strategie.

Gesamt-Score

Der Gesamt-Score der Levermann-Strategie ist die Summe der Punkte, die für jedes der 13 Kriterien vergeben werden. Die Punkte werden wie folgt berechnet:

  • Für jedes Kriterium werden Schwellenwerte festgelegt, die angeben, ob das Kriterium positiv (+1 Punkt), neutral (0 Punkte) oder negativ (-1 Punkt) ist. Die Schwellenwerte sind je nach Größe des Unternehmens unterschiedlich und basieren auf statistischen Daten und Erfahrungswerten. Die Strategie empfiehlt den Kauf von Large-Cap Aktien mit einem Score von +4 oder höher. Für Small- und Mid-Caps werden aufgrund des höheren Risikos mehr Punkte benötigt: Aktien ab einem Wert von +7 Punkten sind eine Kaufempfehlung.

  • Für jede Aktie wird der aktuelle Wert des Kriteriums ermittelt. Dies kann aus öffentlich verfügbaren Quellen wie Geschäftsberichten, Analystenschätzungen oder Börsenkursen erfolgen.
     
  • Der aktuelle Wert des Kriteriums wird mit dem Schwellenwert verglichen und entsprechend bewertet. Zum Beispiel: Wenn die Eigenkapitalrendite einer Aktie 25% beträgt und der Schwellenwert für eine positive Bewertung 20% ist, erhält die Aktie +1 Punkt für dieses Kriterium.

Zum Beispiel:

Wenn eine Aktie +1 Punkt für 7 Kriterien, 0 Punkte für 4 Kriterien und -1 Punkt für 2 Kriterien erhält, ist ihr Gesamt-Score +5.

Die Kriterien im Überblick

Die 13 Kriterien der Levermann-Strategie ermöglichen eine objektive und systematische Bewertung von Aktien. Die Kriterien bewerten die Aktien anhand fundamentaler Kennzahlen des Unternehmens, technischer Indikatoren des Kursverlaufs sowie Prognosen und Analystenmeinungen, um die Qualität, das Wachstum, die Bewertung und die Technik einer Aktie zu beurteilen.

Die Punktzahl und die Schwellwerte für jedes Kriterium sind abhängig von der Größe und der Branche des Unternehmens.

Analystenmeinungen sind Prognosen von Finanzanalysten, die eine Aktie in „Kaufen“, „Halten“ und „Verkaufen“ einstufen. Diese Einstufungen werden von vielen Anlegern als Handlungsempfehlung gewertet.​

In der Levermann-Strategie wird die Bewertung der Analystenmeinungen entgegen dem Mainstream vorgenommen, um Überbewertungen zu vermeiden. Die Annahme ist, dass wenn die Mehrheit der Analysten eine Aktie als „Kaufen“ einstuft, diese möglicherweise bereits überbewertet ist und somit das Potenzial für zukünftiges Wachstum begrenzt ist. Umgekehrt, wenn die Mehrheit der Analysten eine Aktie als „Verkaufen“ einstuft, könnte diese unterbewertet sein und somit das Potenzial für zukünftiges Wachstum haben.

Anhand der Kategorien und eines zugeordneten Zahlenwertes („Kaufen“ = 1, „Halten“ = 2 und „Verkaufen“= 3) wird ein Durchschnittswert der Analystenmeinungen ermittelt. Im Falle von größeren Unternehmen (Large- und Mid- Caps) gilt der ermittelte Durchschnittswert als Kontraindikator, d.h. umso kleiner der Wert, also viele „Kaufen“-Bewertungen, desto überbewerteter ist das Unternehmen. Die Aktien ist einem großen Aktionärskreis bekannt und das Kurspotential ist bereits in die Analystenbewertung eingeflossen ist. Bei kleineren Unternehmen (Small-Caps) mit weniger als 5 Analystenbewertungen dreht sich diese Regel um, da die Aktie noch relativ unbekannt ist und die Bewertungen daher verlässlicher sind.

Die EBIT-Marge (auch EBIT-Rendite oder EBIT-Marge in Prozent) ist eine Finanzkennzahl, die aussagt, wie viel Prozent des Umsatzes des Unternehmens als EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) übrig bleiben. Sie wird berechnet, indem man das EBIT durch den Umsatz teilt und das Ergebnis in Prozent ausdrückt.

Die EBIT-Marge gibt Aufschluss darüber, wie profitabel das Unternehmen ist, da sie zeigt, wie viel des Umsatzes als Gewinn nach den variablen Kosten übrig bleibt. Umso höher die EBIT-Marge, desto profitabler arbeitet ein Unternehmen. Unternehmen mit hohen EBIT-Margen stellen ein geringeres Anlagerisiko dar.

Für die Bewertung der EBIT-Marge wird +1 Punkt vergeben, wenn sie größer als 12% ist. Wenn sie zwischen 6% und 12% liegt, werden 0 Punkte vergeben. Wenn sie kleiner als 6% ist, wird -1 Punkt vergeben.

Finanzwerte erhalten bei der Bewertung der EBIT-Marge immer 0 Punkte, da diese Kennzahl für sie nicht aussagekräftig ist. Andere Kennzahlen sind besser geeignet, um ihre Profitabilität zu messen.

Die Eigenkapitalquote (auch Eigenkapitalverhältnis oder Eigenkapitalanteil) ist eine Finanzkennzahl, die aussagt, wie viel Prozent des Kapitals eines Unternehmens aus Eigenkapital stammt. Sie wird berechnet, indem man das Eigenkapital durch das Gesamtkapital teilt und das Ergebnis in Prozent ausdrückt.
Sie ist ein Maß für die Bonität eines Unternehmens und zeigt somit an wie gut ein Unternehmen seinen Zahlungsverpflichtungen nachgehen kann. Umso höher die Eigenkapitalquote, desto niedriger ist das Risiko des Unternehmens vor Zahlungsausfällen.

Für die Bewertung der Eigenkapitalquote wird +1 Punkt vergeben, wenn sie größer als 25% ist. Wenn sie zwischen 15% und 25% liegt, werden 0 Punkte vergeben. Wenn sie kleiner als 15% ist, wird -1 Punkt vergeben.

Finanzwerte werden bei der Bewertung der Eigenkapitalquote anders bewertet als Nicht-Finanzwerte. Die Anforderungen sind niedriger, da sie aufgrund ihres Geschäftsmodells einen hohen Fremdkapitalanteil haben. Für Finanzwerte wird +1 Punkt vergeben, wenn die Eigenkapitalquote größer als 10% ist, 0 Punkte wenn sie zwischen 5% und 10% liegt und -1 Punkt wenn sie kleiner als 5% ist.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (kurz KGV) gibt das Verhältnis des Kurswerts zum Unternehmensgewinn je Aktie des Vorjahres an und beschreibt als Kennzahl somit ob eine Aktie als günstig oder teuer bewertet ist.
Es wird das KGV anhand des erwarteten Unternehmensgewinns des laufenden Geschäftsjahres ermittelt. Umso niedriger der Wert, desto besser.

Für die Bewertung des aktuellen KGV wird +1 Punkt vergeben, wenn es kleiner als 12 ist. Wenn es zwischen 12 und 16 liegt, werden 0 Punkte vergeben. Wenn es größer als 16 ist, wird -1 Punkt vergeben.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) beschreibt das Verhältnis vom Aktienkurs zu dem für den Vergleichszeitraum gegebenen bzw. erwarteten Gewinn je Aktie. Bei der Berechnung des durchschnittlichen KGV über fünf Jahre werden die letzten drei Geschäftsjahre, das laufende Jahr und die Prognose für das kommende Geschäftsjahr berücksichtigt.

Für die Bewertung des durchschnittlichen KGV über fünf Jahre wird +1 Punkt vergeben, wenn es kleiner als 12 ist. Wenn es zwischen 12 und 16 liegt, werden 0 Punkte vergeben. Wenn es größer als 16 ist, wird -1 Punkt vergeben.

Das Kursmomentum beschreibt den Trend des Aktienkurses. Es wird verwendet, um Trendwechsel im Aktienkurs zu ermitteln und hängt allein von den Kennzahlen „Kurs vor 6 Monaten“ und „Kurs vor 1 Jahr“ ab.

Falls sich der Trend des Kurses positiv entwickelt, also der Kurs vor einem Jahr gefallen ist (oder sich auf dem selben Niveau wie heute befindet), sich aber innerhalb der letzten 6 Monate wieder positiv entwickelt hat, gibt es 1Punkt.

Kam es zu einer Trendumkehr, also wenn sich der Kurs von vor einem Jahr verbessert hat (oder sich auf dem selben Niveau wie heute befindet) und sich der Kurs innerhalb der letzten 6 Monate wieder verschlechtert hat, gibt es -1 Punkt.

Das Kriterium “Kurs vor 1 Jahr” vergleicht den aktuellen Aktienkurs mit dem Kurs vor 1 Jahr. Dieses Kriterium gibt Aufschluss über die langfristige Entwicklung des Aktienkurses und kann ein Indikator für das Momentum des Unternehmens sein.

Wenn der aktuelle Kurs um 5 % höher ist als der Kurs vor 1 Jahr, wird +1 Punkt vergeben. Wenn der aktuelle Kurs 5 % niedriger ist als der Kurs vor 1 Jahr, wird -1 Punkt vergeben. Für alle anderen Werte dazwischen werden 0 Punkte vergeben.

Das Kriterium „Kurs vor 6 Monaten” vergleicht den aktuellen Aktienkurs mit dem Kurs vor 6 Monaten. Dieses Kriterium gibt Aufschluss über die kurzfristige Entwicklung des Aktienkurses und kann ein Indikator für das Momentum des Unternehmens sein. Entwickelte sich der Aktienkurs innerhalb der 6 Monate positiv wird das als Indikator für einen Aufwärtstrend gesehen.

Wenn der aktuelle Kurs um 5 % höher ist als der Kurs vor 6 Monaten, wird +1 Punkt vergeben. Wenn der aktuelle Kurs 5 % niedriger ist als der Kurs vor 6 Monaten, wird -1 Punkt vergeben. Für alle anderen Werte dazwischen werden 0 Punkte vergeben.

Beim Gewinnwachstum wird der Gewinn pro Aktie (englisch earning per share, EPS) des aktuellen Geschäftsjahres mit dem Gewinn pro Aktie des nächsten Geschäftsjahres verglichen.

Ist die Differenz der EPS-Schätzung von nächstem Geschäftsjahr größer als 5% zur EPS-Schätzung des momentanen Geschäftsjahres, bekommt die Aktie 1 Punkt. Liegt die Differenz unter -5%, bekommt die Aktie -1 Punkt. Alle Werte dazwischen geben 0 Punkte.

Bei der Gewinnrevision werden vergangene Schätzungen zum Gewinn pro Aktie (englisch earning per share, EPS) mit aktuellen Schätzungen verglichen.
Es misst, wie sich die Erwartungen der Analysten für den Gewinn pro Aktie in den letzten 4 Wochen für das aktuelle und das kommende Geschäftsjahr verändert haben. Hohe Korrekturen bedeuten eine positive Überraschung, was grundsätzlich als wertsteigernd bewertet wird.

Für die Bewertung der Gewinnrevision wird +1 Punkt vergeben, wenn die Erwartungen der Analysten für das EPS des aktuellen und des kommenden Geschäftsjahres in den letzten 4 Wochen um mehr als 5% gestiegen sind.

Wenn die Erwartungen der Analysten für den Gewinn pro Aktie für das EPS des aktuellen und des kommenden Geschäftsjahres in den letzten 4 Wochen um mehr als 5% gefallen sind, wird -1 Punkt vergeben. In allen anderen Fällen werden 0 Punkte vergeben.

Im Kriterium Quartalszahlen wird die Reaktion des Aktienkurses auf die Veröffentlichung der Quartalszahlen des Unternehmens gemessen. Die Annahme ist, dass eine positive Reaktion des Marktes auf die Quartalszahlen ein gutes Zeichen für das Unternehmen ist. Es wird berechnet wie sich der Kurswert am Tag der Quartalszahlen im Vergleich zum Vergleichsindex verhalten hat.

Kursgewinn am Tag der Quartalszahlen werden als Indikator für weitere Kursgewinne gesehen, Kursverluste als Indikator für weitere zukünftige Verluste. Um Performance-Schwankungen des Marktes auszugleichen, wird der Aktienkurs um den Kursgewinn bzw. Kursverlust des Vergleichsindex am Tage der Quartalszahlen korrigiert.

Für die Bewertung der Reaktion auf Quartalszahlen wird +1 Punkt vergeben, wenn der Aktienkurs am Tag der Veröffentlichung der Quartalszahlen um mehr als 1% gestiegen ist. Wenn der Aktienkurs am Tag der Veröffentlichung der Quartalszahlen um mehr als 1% gefallen ist, wird -1 Punkt vergeben. In allen anderen Fällen werden 0 Punkte vergeben.

Die Eigenkapitalrendite (RoE – Return on Equity) ist eine Finanzkennzahl, die aussagt, wie effektiv das Eigenkapital eines Unternehmens genutzt wird, um Gewinne zu erwirtschaften. Sie gibt an, wie viel Prozent des Eigenkapitals jährlich als Gewinn erwirtschaftet werden. Die Eigenkapitalrendite wird berechnet, indem man den Gewinn nach Steuern durch das durchschnittliche Eigenkapital teilt und dieses Ergebnis dann in Prozent ausdrückt.

Umso höher die Eigenkapitalrendite ausfällt, desto rentabler ist ein Unternehmen, was eine Wertsteigerung über einen längeren Zeitraum wahrscheinlicher macht.

Für die Bewertung der Eigenkapitalrendite wird +1 Punkt vergeben, wenn sie größer als 20% ist. Wenn sie zwischen 10% und 20% liegt, werden 0 Punkte vergeben. Wenn sie kleiner als 10% ist, wird -1 Punkt vergeben.

Das Dreimonatsreversal zeigt die Entwicklung des Aktienkurses im Vergleich zum Vergleichsindex innerhalb von drei Monaten. Es bewertet, ob sich eine Aktie drei Monate hintereinander jeweils im Vergleich zum Index über- oder unterdurchschnittlich entwickelt . Dieses Kriterium kann dazu beitragen, die kurzfristige Performance einer Aktie im Vergleich zum Markt zu bewerten. Es kann auch dazu beitragen, kurzfristige Trends in der Aktienkursentwicklung zu identifizieren.

Hat sich der Aktienkurs in jedem der drei Monate besser als der Vergleichsindex entwickelt, wird 1 Punkt vergeben. Hat sich der Aktienkurs in jedem Monat schlechter entwickelt, wird -1 Punkt vergeben. Alle Werte dazwischen geben 0 Punkte.

Die Berechnung erfolgt nur für Large Caps. Small und Mid Caps bekommen hier grundsätzlich 0 Punkte.